DIE ALTE/MITTELALTERLICHE BURG

DIE ALTE/MITTELALTERLICHE BURG

COD LMI: AB-II-a-A-00088

sec. XVI-XVII

Historische Daten

Der Name „Bălgrad“ ist bulgarischen Einflusses. Im Jahr 830 erstreckte sich das Bulgarische Zarentum bis zum Mittleren Marosch (MureşulMijlociu) in der Absicht, die Kontrolle über das Salz in dieser Gegend und dessen Verkehr an sich zu reißen, die Benennung „Bălgrad“ lässt sich wahrscheinlich von den weißen Mauern der Römerfestung ableiten.

Der Name „Alba" ist ungarischen Einflusses aus der Perspektive des neuen Herrschers, der bereits ein „Alba" in Ungarn besaß, Szekesfehervar (Alba Regia) – Alba des Stuhles und Bălgrad wird zum Alba des Gyula (Gyulafehervar). „Iulia“ wurde später hinzugefügt und stammt von der mittelalterlichen Heiligen.

Befestigt und an die neuen Bedürfnisse im Bereich der Abwehrsysteme angepasst, wurde die alte Römerfestung während der Arpad-Dynastie in eine herrschaftliche Festung verwandelt. In einer ersten Etappe behielt die Festung ihre antike Terminologie, zu welcher die mittelalterliche Benennung der Ortschaft hinzukam (Castrum Albense).

Bis ins 14. Jahrhundert ist es keiner Verwaltungsstruktur gelungen, das gesamte Areal der gewesenen Römerfestung einzunehmen und es zu verteidigen.

Obgleich der König Karl Robert von Anjóu 1310 die Stadt ungestört besuchte, wurde dem König Ludwig I. der Zutritt 1349 verboten.

Zwischen den Mauern dieser Festung fand Iancu von Hunedoara nach der verlorenen Schlacht von Sântimbru gegen die Türken (1422) Zuflucht. Er befestigte später die Burg und trug desgleichen zum Wiederaufbau der Katholischen Kathedrale bei, welche nach seinem Tod als Ruhestätte seiner Familie dienen sollte.

1516, bewilligte der König Vladislav II. den Antrag der Hohen Priester in Karlsburg/Alba Iulia, welche sich persönlich in den Wiederaufbau der Festung eingebracht hatten, und sprach ihnen eine Finanzierung in Höhe von 2.000 Gulden zu.

1525, gewährt der König Ludwig II. seinerseits eine Salzspende in Höhe von 2.000 Gulden für die Befestigung der Wehrmauern. Nach der Schlacht von Móhacs (1526), gefolgt von der Besetzung der Stadt Buda (1540) durch die Türken, wird Siebenbürgen zum unabhängigen Fürstentum unter ottomaner Herrschaft und die Stadt Karlsburg/Alba Iulia zur Hauptstadt der Provinz und Sitz der Siebenbürgischen Fürsten ernannt. Die Wahl der Karlsburger Festung und damit des wichtigsten Gebäudes der Anlage – des Bischofspalais – als Residenz der Siebenbürgischen Fürsten, beginnend mit Johann Sigismund Zapólya, wird kurz danach (1550) auf das Interesse einer starken pro-habsburgischen Gruppierung stoßen, welche die Abtretung Siebenbürgens an den Österreichischen König Ferdinand I. bezweckte.

In diesem Kontext greift der Kardinal Gheorghe Martinuzzi, der zugewiesene Vormund des minderjährigen Fürsten Johann Sigismund, selber die Festung mit der Unterstützung der österreichischen Truppen an, vertreibt den Fürsten und seine Mutter, die Königin Isabella und übergibt die Stadt dem General Giovanni Castaldó, der Gouverneur Siebenbürgens (1551-1556). Um diese in einem unzulänglichen Zustand befindliche Wehranlage zu befestigen, greift Castaldó zu neuen Abwehrmitteln und verwendet erstmalig, anstelle der runden oder quadratischen und innen hohlen Türme polygonale Basteien, die mit Erde gefüllt sind.

Nach der kurzen aber bedeutenden Herrschaft des rumänischen Woiwoden Mihai Viteazul (Mihai der Tapfere) über Siebenbürgen und der Stadt Karlsburg/Alba Iulia wird die Festung von den Söldnern der Generäle Gheorghe Basta und Moise Secuiul (1602-1603) zerstört und in Brand gesetzt.

Das Zeitalter des Fürstentumes (1541-1699) hob sich, unter anderen dadurch hervor, dass umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt wurden. Der Burg kamen besondere Regelungen zugute, welche die Sicherstellung der notwendigen Mittel und der Arbeitskräfte ermöglichten, sodass die Befestigungsarbeiten den neuesten Methoden der Epoche entsprechend umgesetzt werden konnten: das italienische Basteiensystem „neuer Art".

Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Karlsburger Festung, im Kontext der erfolgreichen Offensive gegen die Türken und der Übernahme der Verwaltung der neu eroberten Gebiete durch das Habsburgische Reich, der österreichischen Armee übergeben, welche ihre Truppen in die Burganlage einziehen ließ (1687).

Die Zusammenarbeit der Lokaleinrichtungen mit der Kurutzen-Bewegung, deren Truppen die Burganlage 1703 besetzen, erwecken den Missmut des Generals Antonio Caffa, auf dessen Befehl hin, als Repressalien, ein Teil der Wehrmauern abgerissen wird (27. Oktober – 31. November 1704).

Die definitive Aufnahme Siebenbürgens in das Habsburgische Reich als unabhängiges Fürstentum nach dem Sathmarer Friedensabkommen (1711) begleitet der Beschluss des Wiener Hofes, ein umfassendes Programm für Militärbaumaßnahmen einzuführen um dessen Herrschaft zu festigen und der ottomanen Bedrohung vorzubeugen. So kam es dazu, dass nach einer langen Existenz, in deren Verlauf zwei Festungsanlagen aus verschiedenen Zeitaltern (Antike und Mittelalter) in einer selten angetroffenen Symbiose koexistiert hatten, in welcher deren Einzelartigkeiten kaum auseinanderzuhalten waren, fast alles abgetragen und das Gelände freigelegt wurde damit die stärkste, komplexeste und grandioseste siebenbürgische Festung des 18. Jahrhunderts, die Festung Alba Carolina, im Vauban-Stil gebaut werden konnte.

 

Entwicklungsmerkmale – Komponenten - Erscheinungsbild

 

Die Mauern

Die Mauern passten sich an die Form und die Maße der Römerfestung an. Die mittelalterliche Festung gestaltete die Form ihrer Innenanlage in einer ersten Phase nur anhand einer Befestigung und Erhöhung der Steinmauern (5-6 Meter hoch, 2,5 Meter breit) um, sie wurde mit einem Backsteinparapett versehen (1,5 meter hoch, 0,5 Meter breit), welches über Schießscharten und einem Rundgang für die Wache verfügte, sowie mit neuen perimetralen Gräben (ca. 5 Meter tief und 16 Meter breit), wobei die Mauern der Trasse der alten römischen Strukturen genau folgten.

Interessant ist die Überlappung repräsentativer mittelalterlicher Gebäude mit den Fundamenten oder Oberflächenmauern der Römerfestung, vor allem was die Südseite (das Bischofspalais, die Münzanstalt, das Getreidelager) und die Nordseite (zivile Wohnhäuser oder -Räume) der Festung angeht, welche ihrerseits Teil der Kurtine und so der Wehranlage wurden.

 

Die Tore

Die Existenz und die Wiederverwendung der Tore im Osten (Porta Praetoria) und Westen (Porta Decumana) der ehemaligen Römerfestung sowie deren Umgestaltung und Umbenennung (Tor des Heiligen Georg und Tor des Heiligen Michael) können unweigerlich bewiesen werden.

Das reale Erscheinungsbild dieser beiden Tore mit Namen Militärheiliger ist schwer nachzubilden da ihre Beschreibungen lückenhaft und die Existenz möglicher ikonographischer Darstellungen unbekannt sind.

Betreffend das östliche Tor (Tor des Heiligen Georg) ist bekannt, dass es gegen 1500 von den bischöflichen Einrichtungen verwaltet wurde und unter den Namen „Porta Capituli" bekannt war.

Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nahm das Tor den Namen des Schutzpatrons, des „Heiligen Georg", an und wurde oft in den Schriften fremder Reisender erwähnt, welche von einem Basrelief an dessen Fassade beeindruckt waren, das die Begründer Roms, Romulus und Remus, welche eine Wölfin säugte, wiedergab. Durch dasselbe Tor findet am 1. November 1599 der triumphale Einmarsch des rumänischen Woiwoden Mihai der Tapfere (Mihai Viteazul) in die Siebenbürgische Festung statt. Die Tatsache, dass dieses Tor den Namen des Heiligen Michael angenommen hat, lässt sich dadurch erklären, dass es sich in der Nähe der Römisch-Katholischen Kathedrale befindet, welche demselben Heiligen geweiht ist und anhand der Tatsache, dass sie vom Bischofsamt verwaltet wurde. Durch dieses Tor marschierte 1701 das Gefolge hinaus, welches Athanasie Anghel zu seiner Weihe zum ersten Bischof der Rumänen, die zum Griechisch-Katholischen Ritus übergetreten waren, begleitete. Die Tore Heiliger Georg und Heiliger Michael, welche im Laufe der ursprünglichen Befestigungsphase behalten wurden, verschwanden anlässlich des Baus der neuen Kurtine (1736).

Abgesehen von den zwei Haupttoren der Römerfestung, die erhalten blieben und an die Verteidigungsbedürfnisse der mittelalterlichen Festung angepasst wurden, fanden zusätzlich sekundäre Eingänge Verwendung, welche allerdings nur für einige bestimmte Personengruppen gedacht waren.

Ein sekundärer Eingang zu dem eine Brücke führt, wurde im Süd-Westen der Festung eingerichtet um den Verkehr zwischen dem bischöflichen Palais, den äußeren Gärten und den Wegen nach Mühlbach/Sebeş und Vinţul de Jos zu erleichtern. Ursprünglich mit einer breiteren Öffnung erbaut (2,4 x 3 Meter), wurde das Tor für den ausschließlichen Peronenverkehr zu einem Zeitpunkt hinunterdimensioniert, der mit den Türken- und Tatareneinfällen in den Jahren 1658, 1661-1662 assoziiert werden kann. Der Stadtschreiber I. Szalardi erwähnt, sich auf die Baumaßnahmen zur Zeit des Fürsten G. Bethlen beziehend, das fürsliche Tor, welches auch durchfahren werden konnte und welches sich Richtung Măieriştea Hostatului befand (I. Şerban 1981, S.192).

Über eine weitere Öffnung (4 x 5 Meter) mit derselbene sekundären Rolle verfügend, erscheint das Tor in einer gotischen Fassung, auf der gegenüberliegenden Seite der Mauer der Innenanlage, integriert in die Struktur des Apor-Palais. Die Lage dieses Tores im mittelalterlichen Teil der Nordmauer und am Ende einer Verkehrsader, welche zum zentralen Teil der Anlage führte weist darauf hin, dass dieses Tor, mindestens in einer ursprünglichen Phase ein Festungstor war und später zum Eingangstor einer Adelsresidenz wurde.

 

Die Türme

Aus der ersten Phase stammend, als die Römerfestung durch die kirchlichen Einrichtungen als mittelalterliche Burg verwendet wurde, kann die Existenz der Türme als Abwehrelemente an den Torflanken oder der Kurtine, aufgrund deren Anordnung auf der Trasse der Mauern oder an den vier Ecken des rechteckigen Festungskörpers, vermutet werden.

Abgesehen von deren Position können die Türme der alten mittelalterlichen Burg, aufgrund ihres Standortes und sogar der Fundamente, auf den römischen Wachtürmen aufgebaut worden sein. Der Bau der oberen Teile der verschiedenen Stockwerke begann beim Anzug der ottomanen Gefahr, nach dem Modell der ersten europäischen Wehranlagen (12.-13. Jahrhundert).

Außer den symmetrischen Türmen, die auf der Innenseite die Öffnungen der Haupttore flankierten, ist anhand der karthografischen Darstellungen (Lageplan von 1687) die Existenz dreier Wehrtürme der Kurtine entlang dokumentiert; alle drei Türme befanden sich dabei an der Außenseite der Kurtine.

Einer der Türme stand in der Mitte der Nordmauer, aus welchem Grund er mit einem Torturm assoziiert wurde, der zweite verlief quer an der Nord-West-Ecke, auf der linken Seite des Tores. Abgesehen vom halbkreisförmigen Turm (oder der halbkreisförmigen Bastei) im Süden des Tores Heiliger Michael, waren die anderen rechteckig und verfügten über unterschiedliche Maße. Die Türme, welche die Tore flankierten, stellten dabei durch ihre geringen Maße eine Kuriosität dar.

 

Die Vorwerke (fr. Barbacane)

Die Vorwerke hatten den Zweck, die empfindlichen Toröffnungen vor den direkten Treffern der Artillerie zu schützen, sie wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten und unter verschiedenen Umständen erbaut. Die kreisförmige Anordnung vor dem Tor des Heiligen Georg kann ihren Ursprung in der Karlsburger Versammlung der katholischen Geistlichen von 1504 haben, welche für das Tor (Porta Capituli) verantwortlich waren. Das m-förmige Vorwerk vor dem Tor des Heiligen Michael wurde nachträglich errichtet, möglicherweise gegen Mitte des 17. Jahrhunderts, als sich die Burganlage unter der Herrschaft der Siebenbürgischen Fürsten befand. Das Vorwerk vor dem östlichen Tor erscheint auf dem Plan von 1687, das westliche Vorwerk auf Visconti`s Plan von 1711, mit der Bemerkung, dass im letzteren die Vorwerke und die Tore graphisch gleich bezeichnet werden, mithilfe der Buchstaben U bzw. M.

 

Die Basteien

Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und bis ins 18. Jahrhundert hinein gelangt die Karlsburger Festung unter die Herrschaft der Siebenbürgischen Fürsten. Der Römisch-Katholische Bischofssitz wird aufgelöst und die katholischen Würdenträger werden vertrieben. In dieser Zeitspanne werden neue und wirksame Befestigungsmethoden ausprobiert, durch die Einführung des italienischen Basteiensystems.

In einer ersten Etappe (1551-1556) wurden die vier Ecken der Karlsburger Festung, während ihrer vorübergehenden Verwaltung durch die österreichischen Truppen unter General Giovanni Castaldo, mit vier kleinen Basteien im alten italienischen Stil versehen, welche aus Baumstämmen gebaut und mit Erde befüllt wurden. In Abwesenheit der inneren Bunker waren die schweren Feuerwaffen auf deren oberen Plattformen aufgestellt.

Die Ausstattung der Festung mit den neuen Abwehrelementen erfolgte unter der Aufsicht einiger Architekten aus Italien, dem Herkunftsland des Basteiensystems. Antonio da Bufallo, Andreea de Traviso, Francesco del Pazzo, Sforzza Palavicini sind nur einige der Namen der Baumeister, die sich in dieser Zeitspanne an den Arbeiten in der Karlsburger Festung beteiligten und so auch bekannt wurden.

Die zweite Etappe in der Einführung der „neuen Art" des italienischen Systems entspricht der Herrschaft des Fürsten Gabriel Bethlen (1613-1629). Die Arbeiten, welche der Fürst in Gang brachte, erwiesen sich als nur teilweise umsetzbar. Bis zum Ende seiner Herrschaft wurden nur zwei der vier geplanten Basteien fertiggestellt.

Mit den finanziellen Mitteln des Fürsten gebaut, ist die an der süd-westlichen Ecke befindliche Bastei die größte. In ihrer Struktur aus Erde, welche mit Backsteinmauern befestigt ist, wurden weite Räume eingerichtet, welche Bunkern gewidmet waren. In spitzem Winkel angeordnet, verfügen die Flanken der Bastei (mit einer Länge von 119 Metern) über abgerundete Extremitäten zur Kurtine hin (die Ohren) und die geraden Flanken (Hals) ermöglichen es der Artillerie, dem Graben entlang zu schießen.

An der süd-östlichen Ecke ist die von der Organisation der Sächsischen Stühle verwaltete Bastei etwas kleiner (Flankenlänge 85 Meter), wobei die Ohren eine halbovale Form annehmen und über evidente Nischen von der Basis zur Spitze hin verfügen. An der Außenseite hat der südliche Graben, vor den Wehrmauern und den Basteien, seine ursprüngliche Form am besten behalten. Die Erklärung hierfür liegt in der intensiveren Verwendung des süd-westlichen Teiles, da hier die Vorratslager und die fürstlichen Werkstätten standen, wobei der trockene Graben bei Bedarf den notwendigen Schutz und Raum für die Entfaltung der verschiedenen Tätigkeiten bot.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wandten sich die österreichischen Militäreinrichtungen besonders den alten Basteien zu, derer Existenz und Nutzen der Marschall Eugen von Savoyen als Grund für die Auswahl des Standortes für den Bau der Bationsburg angegeben hatte. Vielmehr erhielten und integrierten die österreichischen Militärarchitekten (I. K. Weiss) die Basteien, welche zur Zeit des Fürsten Bethlen erbaut wurden, als zusätzliche Abwehrelemente der neuen Festung im Vauban-Stil.


FOTOS

HISTORISCHE ERBE